Arbeitgeberstärken, die keine sind
Arbeitgeberstärken, die keine sind

Mit einem steuerfreien Gehaltsextra bekommen wir heute keine Top-Kraft mehr hinterm Ofen hervorgelockt.
Welche Arbeitgeberstärken heute noch funktionieren, darum geht es hier:
- Viele Arbeitgeberstärken machen Arbeit und verursachen Kosten – in der Mitarbeitergewinnung bringen sie aber keinen Effekt.
- Weiche Faktoren haben oft größere Wirkung als „harte“
- Was alle machen, ist keine Stärke mehr.


Klare Ziele führen zu besseren Entscheidungen.
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Überblick
Viele Unternehmer kennen das:
Man setzt sich hin und macht sich Gedanken wie man Vorteile für seine Mitarbeitenden schaffen kann. Zum Beispiel beim Thema Gehaltsoptimierung. Der steuerfreie Gutschein ist ja noch das einfachste Thema. Aber darüber hinaus gibt es ja noch mehr Möglichkeiten wie man seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern steuerfreie Gehaltsextras zukommen lassen kann.
Ich erlebe das immer wieder. Man spricht mit dem Steuerberater, macht sich Gedanken, klärt alles ab. Am Ende des Tages steht dann das Angebot an die Mitarbeiter „steuerfreier Gutschein“.
Das möchte man natürlich für die Mitarbeitergewinnung einsetzen. Eben eine klassische Arbeitgeber-Stärke kreieren.
Viel Arbeit – aber keine echte Stärke
Leider muss ich Euch jetzt sagen, dass das alleine nichts bringen wird. Genau das ist aktuell das Problem mit ganz vielen Arbeitgeberstärken. Jeder, der bei uns mal in der Beratung war, weiß dass ich immer ganz viel vom Arbeitgeber-Stärken-Profil erzähle, denn das ist die Basis mit der wir nachher Stellenanzeigen schreiben, Job-Websites bauen und so weiter.
Was sind überhaupt noch Arbeitgeberstärken?
Zur Veranschaulichung folgt hier ein kurzer Textauszug aus meinem Buch zur Mitarbeitergewinnung in Handwerk und kleinen Unternehmen:

Kapitel 3: Arbeitgeberstärken unter der Lupe
Ich erzähle Ihnen sicher nichts Neues, wenn ich Ihnen sage, dass Ihrer Mitarbeitergewinnung nur dann Flügel wachsen, wenn Sie wirklich etwas zu bieten haben. Warum ich es trotzdem sage: Weil die traurige Wahrheit ist, dass vielen Inhabern von kleinen Unternehmen und Handwerksbetrieben das immer noch nicht in letzter Konsequenz klar ist. Daher auch das obige Beispiel einer Stellenanzeige.
Machen wir einen kurzen Test: Glauben Sie, dass dies Argumente für gute Arbeitgeber sind?
- leistungsgerechte Vergütung
- Weihnachtsgeld
- 4-Tage-Woche
- angenehmes Betriebsklima
- Jobsicherheit (unbefristete Verträge)
- steuerfreier Geschenk-Gutschein
- Betriebsfeste
Klingt alles gut, oder? Aber:
Das sind alles KEINE Argumente,
mit denen Sie Top-Fachkräfte gewinnen!
Überlegen Sie mal, wie viele der oben genannten Punkte Sie schon selbst in Stellenanzeigen geschrieben oder bei Kollegen gesehen haben. Wahrscheinlich kennen Sie alle auswendig. Eben hier fängt das Problem an: Das, was alle bieten, ist kein Vorteil für Sie!
Im Jahr 2018 hielt ich einen Vortrag zur Mitarbeitergewinnung in der Handwerkskammer Osnabrück. Im Vorfeld wurde mir eine aktuelle Umfrage an die Hand gegeben. Die HWK hatte ihre Mitgliedsbetriebe befragt, welche Arbeitgeber-Vorteile sie bereits anbieten.
Als sie verstanden, was das bedeutete, waren die Ergebnisse für viele Vortragsteilnehmer ernüchternd:
66 % zahlten Urlaubs- bzw. Weihnachtsgeld
57 % bezahlten übertariflich
85 % hatten eine gute Werkzeug-/Fahrzeugausstattung
44 % boten flexible Arbeitszeiten
usw.
Das war wohlgemerkt bereits im Jahr 2018! Würde man die gleiche Umfrage heute starten, wären die Zahlen noch deutlicher. Denn viele „Vorteile“ sind heute keine mehr – sie gehören zum Standard.
Seit Jahren leben wir in einem Arbeitnehmermarkt, in dem Fachkräfte sich ihren Job aussuchen können. Wenn Sie fragen, wie viele der kleinen Unternehmen heute zum Beispiel steuerfreie Gehaltsextras bieten, bekommen Sie Antworten jenseits der 70 %.
Das kann also nicht mehr Ihr Top-Argument sein, um Spitzenkräfte in Ihren Betrieb zu lotsen. Doch nicht verzagen: Sie finden Wege, wenn Sie wollen!
[Ende des Textauszugs aus dem Buch]
Beispiel 4-Tage-Woche
Wir haben heute das Problem, dass ganz viele Vorteile keine mehr sind. Das erzähle ich auch gerne auf Vorträgen und Workshops zur Mitarbeitergewinnung.
Aktuell ist die 4 Tage Woche im Handwerk zum Beispiel ein Vorteil. Doch ist sie das auch in zehn Jahren noch? Wer diese vor fünf oder acht Jahren eingeführt hat, der hatte einen deutlich größeren Vorteil in der Mitarbeitergewinnung. Einfach, weil er ganz allein war! Heute ist es immer noch ein Vorteil, aber es ist nicht mehr das schlagende Argument. Dazu nutzen die 4-Tage-Woche einfach schon zu viele Handwerker und inhabergeführte Betriebe.
Was heißt das jetzt für uns?
Wir müssen gucken, wo wir noch Vorteile finden, mit denen wir Mitarbeiter finden können. Überlegt mal:
Was sind eigentlich die Themen, die meine Mitarbeitenden auch wirklich interessieren?
Da könnt ihr in eurem Betrieb anfangen und nachfragen: Was beschäftigt euch eigentlich? Was stört euch? Was würdet ihr euch wünschen?
Daraus kann man sehr viel für die Mitarbeitersuche ableiten.
Welche Charaktere ziehe ich an?
Was ich noch viel wichtiger finde, ist zu überlegen, welche Charaktere ich anziehe. Egal mit welcher Stärke ihr euch gerade beschäftigt. Als Beispiel nehmen wir das Thema „Top-Bezahlung“.
Ich bin überhaupt kein Freund davon eine Spitzenbezahlung oder sonstige Gehaltsdinge in den Vordergrund zu stellen. Ich würde sie schon bringen, aber ich würde sie immer später mit einfließen lassen (auf der Job-Website). Ihr bekommt natürlich Leute, wenn ihr am besten bezahlt. Wir haben tatsächlich auch einen Handwerksbetrieb in der Kundschaft, die sehr stark über Bezahlung in ihren Stellenanzeigen wirbt. Das funktioniert.
Aber es hat natürlich den Nachteil, dass ihr euch damit Charaktere ins Haus holen könntet, die eine Söldnermentatlität haben. Mein Ziel als Unternehmer wäre es nie Leute nur wegen des Geldes zu mir zu holen. Das Geld ist ein Faktor (es ist auch ein wichtiger Faktor) aber nicht nur wegen des Geldes sollen sie zu mir kommen. Neue Mitarbeiter sollen sich mit den Werten identifizieren können, für die wir stehen. Sie sollen bei uns anfangen, weil sie das Gefühl haben, dass wir ihnen einen guten Arbeitsplatz bieten.
Weiche Faktoren sind oft wirksamer
Da sind wir jetzt beim Knackpunkt: Das eine sind harte Faktoren wie der steuerfreie Gutschein. Das andere sind die weichen Faktoren. Die sind oft entscheidend. Darum gilt es sich darüber Gedanken zu machen.
Was haben wir zu bieten auf einer emotionalen Ebene?
Es reicht eben nicht zu sagen „Wir haben ein angenehmes Betriebsklima“. Das behauptet jeder von sich. Die entscheidende Frage ist ja: Was heißt angenehmes Betriebsklima bei euch?
Hinterfragt, für welche Werte Ihr einsteht als Betrieb. In der heutigen Welt wird immer mehr polarisiert. Das zeigt auch, dass es den Menschen heute wichtig ist für etwas zu stehen. Genau das darf man auch als Unternehmen. Das bringt gewisse Risiken. Aber die müssen wir eingehen, wenn wir uns als Arbeitgeber klar positionieren wollen.
Wenn ihr jetzt aber an eure Stellenanzeige an eure Job Website oder was auch immer denkt, dann können schwache Arbeitgeberstärken wie ein steuerfreies Gehaltsextra nicht Euer Ansatz sein. Damit zieht ihr keine Top-Kraft hinterm Ofen hervor. Damit bekommt ihr keine Top Azubis. Das heißt, wir müssen uns was anderes ausdenken. Das sind heutzutage oft die weichen Faktoren, über die wir in der Mitarbeitersuche punkten können.
Es kommt nicht auf das WAS an, sondern darauf DAS!
Viele Wege führen nach Rom. Es geht in der Mitarbeitergewinnung immer darum, dass jeder Topf den passenden Deckel findet. Die Menschen, die woanders nicht richtig aufgehoben sind, sich aber bei uns wohlfühlen könnten. Die erreicht ihr, indem ihr ein klares Arbeitgeberstärken-Profil erarbeitet.
Was ist das was uns einzigartig macht, was uns von anderen unterscheidet?
Mit der Antwort auf diese Frage könnt Ihr erfolgreich in die Mitarbeitergewinnung einsteigen. Dabei viel Spaß und gute Erkenntnisse! 🙂
Über den Autor

Daniel Dirkes
Daniel Dirkes ist deutschlandweit anerkannter Handwerk-Experte. Er hat ein Buch, sowie über 70 Fachartikel veröffentlicht und Vorträge vor tausenden von Handwerksbetrieben gehalten.
Er ist geschäftsführender Gesellschafter der Auf Kurs GmbH. Seit 2005 hat er über 200 Handwerksbetrieben in Fragen der Strategie, Marketing und Mitarbeitergewinnung beraten.
Zudem führt er mit der Concept Reitplatzbau GmbH & Co. KG selbst ein Bauunternehmen.
In seinem Podcast "Unternehmerfreuden" berichtet er aus dem Alltag inhabergeführter Betriebe:
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